22 Zeithistorikerin Dr.in Linda Erker im ZEITGESPRÄCH mit Gerhard Schmid
Dr. Linda Erker erforscht NS-Zeit und Einfluss des Deutschen Klubs in Südamerika. Ihr Buch hilft Lehrern, Geschichte besser zu unterrichten.
10.02.2021 15 min
Zusammenfassung & Show Notes
Gespräche auf Augenhöhe, auf Höhe der Zeit: Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind ein eindrückliches Zeugnis von Anstand und Respekt.
Zeit für Gespräche – Zeit für Antworten. Gerhard Schmid liefert mit seinen „ZEITGESPRÄCHEN“ beides. Und das zur richtigen Zeit. Denn mit dieser Reihe gelingt, was in der Eile des Alltags oft leider zu kurz kommt: Erfahrung und Persönlichkeit zusammenbringen. Das Gespräch suchen und finden. Zuhören, Menschen und ihre Geschichten und Erfahrungen wirken lassen.
Zeit für Gespräche – Zeit für Antworten. Gerhard Schmid liefert mit seinen „ZEITGESPRÄCHEN“ beides. Und das zur richtigen Zeit. Denn mit dieser Reihe gelingt, was in der Eile des Alltags oft leider zu kurz kommt: Erfahrung und Persönlichkeit zusammenbringen. Das Gespräch suchen und finden. Zuhören, Menschen und ihre Geschichten und Erfahrungen wirken lassen.
In der heutigen Folge der Zeitgespräche haben wir Dr. Linda Erker zu Gast, eine beeindruckende junge Wissenschaftlerin und Historikerin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt derzeit auf dem Online-Unterricht am Institut für Zeitgeschichte, insbesondere zum Thema Nationalsozialismus und Austrofaschismus. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Emigration nach Südamerika, insbesondere mit der Vertreibung von Juden nach Argentinien und Chile sowie der Flucht ehemaliger Nationalsozialisten nach 1945. Wir sind hier in der Wiener Orania, dem Flaggschiff der österreichischen Volksbildung, um dieses Gespräch zu führen. In den 1920er und frühen 1930er Jahren haben hier viele bekannte Wissenschaftler wie Albert Einstein und Sigmund Freud Vorträge gehalten und versucht, ihr Wissen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Leider gab es jedoch ab den 1930er Jahren einen Abbruch, und viele jüdische Wissenschaftler verließen Österreich. Die Universität Wien wurde mehr und mehr von nationalsozialistischen Ideologien dominiert, und Wissenschaftler, die nicht in das Netzwerk passten, mussten außerhalb der Universität nach Orten suchen, um ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren. Ein Beispiel dafür ist der Deutsche Klub, der bereits in den 1930er Jahren Sympathien für die nationalsozialistische Ideologie zeigte. Das Buch von Dr. Erker, das in diesem Jahr veröffentlicht wird, untersucht die Netzwerke und Machenschaften, die die Radikalisierung in der Zwischenkriegszeit vorangetrieben haben. Es zeigt auch, wie Mitglieder des Deutschen Klubs nach dem Anschluss an Deutschland einflussreiche Positionen in der Regierung besetzen konnten. Der Deutsche Klub wurde 1939 aufgelöst, aber nach dem Krieg formierten sich die ehemaligen Nationalsozialisten und gründeten den sogenannten Neuen Klub, um rechte Männer zu vernetzen. In einem Projekt zur Untersuchung von Antisemitismus nach dem Holocaust haben Dr. Linda Erker und Margit Reiter erforscht, wie der VDU als Vorgängerorganisation der FPÖ entstand. Die Forschung zeigt, dass der Historikerbericht der FPÖ nicht ausreichend war. Neben ihrer akademischen Arbeit ist es den beiden Forscherinnen wichtig, ihre Ergebnisse auch an Lehrerinnen und Lehrer weiterzugeben. Dr. Erker war auch beim Verein Gedenkdienst tätig und hat geholfen, die Geschichte in Konzentrationslagern und Vernichtungslagern aufzuarbeiten. Der Verein Gedenkdienst begleitet Dr. Erker seit Beginn ihres Studiums und hat gemeinsam mit ihr Studienfahrten und Tagungen organisiert, um spezifische Themen rund um den Holocaust zu behandeln. Die Arbeit von Dr. Erker und ihrer Kollegin Margit Reiter trägt dazu bei, die Geschichte und die politischen Strukturen vor und nach 1945 besser zu verstehen.
Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind geprägt von Anstand und Respekt. Vor Menschen, Werten und dem demokratischen Miteinander. Sie verbinden spannende Einblicke mit klugen Gedanken und vergnüglichen Momenten im Leben wunderbarer Persönlichkeiten.