ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid

Gerhard Schmid

46 Katharina Mader Wirtschaftsforscherin und Ökonomin der AK Wien zu Gast bei ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid

Auswirkungen von Covid-19 auf Frauen, wirtschaftliche Herausforderungen, Ukraine-Konflikt, Unterstützung energiearmer Haushalte, Frauen in Entscheidungsprozessen, Investitionen in Bildung und Chancengleichheit, Vermögensteuer und Energiewende empfohlen.

30.04.2022 30 min

Zusammenfassung & Show Notes

Gespräche auf Augenhöhe, auf Höhe der Zeit: Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind ein eindrückliches Zeugnis von Anstand und Respekt.

Zeit für Gespräche – Zeit für Antworten. Gerhard Schmid liefert mit seinen „ZEITGESPRÄCHEN“ beides. Und das zur richtigen Zeit. Denn mit dieser Reihe gelingt, was in der Eile des Alltags oft leider zu kurz kommt: Erfahrung und Persönlichkeit zusammenbringen. Das Gespräch suchen und finden. Zuhören, Menschen und ihre Geschichten und Erfahrungen wirken lassen. 

In der heutigen Episode sprechen wir über die Auswirkungen der Corona-Krise auf Frauen und die wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Die sozialen Ungleichheiten und Geschlechterverhältnisse sind durch die Pandemie noch deutlicher geworden. Besonders die mangelnde flächendeckende Kinderbetreuung hat sich als großes Problem herausgestellt. Im Gegensatz zu früheren wirtschaftlichen Krisen waren diesmal vor allem Frauen betroffen, insbesondere im Dienstleistungssektor und im Homeoffice. Viele Frauen mussten erkennen, dass die unbezahlte Arbeit zu Hause, wie Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit, immer noch hauptsächlich von ihnen erledigt wird. Dies war ein Weckruf für viele Frauen, die gedacht hatten, dass sie in der Arbeitswelt gleichberechtigt sind. Es stellt sich die Frage, ob Arbeitgeber die Bedeutung des Homeoffice als neues Arbeitsmodell erkannt haben. Des Weiteren diskutieren wir die internationale Situation in Bezug auf die Corona-Krise und insbesondere den Ukraine-Konflikt. Es gibt viele interessante wirtschaftliche Fragen, wie die Sanktionen der Europäischen Union und anderer westlicher Staaten sowie die Sanktionen Russlands. Die Energiefrage ist ein tägliches Thema, das uns intensiv beschäftigt. Die Entwicklung der Situation bleibt abzuwarten. Ein weiterer wichtiger Punkt, den wir nicht vergessen sollten, ist die Unterstützung energiearmer Haushalte, insbesondere von Frauen. Ältere Frauen, Mindestpensionistinnen und Alleinerzieherinnen fallen oft in diese Kategorie. Es ist wichtig, dass der Sozialstaat unterstützt und Chancengleichheit gewährleistet, um Armut zu verhindern. Angesichts der dramatischen Inflation, insbesondere bei den Energiepreisen, müssen wir Menschen mit geringem Einkommen schützen. Wir müssen sicherstellen, dass diese Haushalte nicht diejenigen sind, von denen nach Unterstützung das erste gespart wird. Eine mögliche Lösung könnte eine stärkere Integration der Geldpolitik in den politischen Mix sein, anstatt sie komplett auszuschließen. Gewerkschaften versuchen bereits, durch Lohnpolitik einen Ausgleich zu schaffen. Auch die Inflation führt zur Entwertung von traditionellen Sparformen. Es ist wichtig, dass die Lösung nicht darin besteht, dass alle ihr Geld am Finanzmarkt investieren müssen. Ein weiteres Thema ist die EU und die Energiewende. Wir sollten uns auf die Energiewende konzentrieren und die Chance für Veränderung nutzen, die uns durch die Krise aufgezwungen wurde. Das Spannende in der EU ist der Just-Transition-Prozess, bei dem es um eine gerechte Transformation geht. Dabei wird jedoch oft die Geschlechterperspektive vergessen. Studien zeigen, dass Frauen besonders vom Klimawandel betroffen sind, zum Beispiel im Bereich der Wasserversorgung. Auch in reichen Ländern sind einkommensschwache Haushalte stärker betroffen. Diese Menschen werden jedoch häufig nicht in Entscheidungsprozesse einbezogen. Es ist wichtig, dass in diesen Positionen möglichst viele unterschiedliche Menschen vertreten sind, um verschiedene Lebensrealitäten einzubringen. Migration sollte genutzt werden, um Kreativität und Vielfalt zu fördern. Investitionen in das Bildungssystem sind unerlässlich, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Quoten sollten eingeführt werden, um verschiedene Menschen in Entscheidungspositionen zu bringen. Es ist selbstverständlich, dass Frauen nicht übersehen werden sollten. Bei der Bewältigung von Migration in Europa ist es wichtig, die verschiedenen Bewegungen nicht gegeneinander auszuspielen. Es sollte keine Kluft zwischen denjenigen geben, die 2015 gekommen sind und denjenigen, die jetzt aus der Ukraine flüchten. Es ist wichtig, dass alle als Flüchtlinge betrachtet werden und die nötige Unterstützung erhalten, insbesondere Frauen mit Kindern. Fragen der Kinderbetreuung, Bildung und Wohnen müssen berücksichtigt werden. Bei der Integration von Frauen aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt muss darauf geachtet werden, dass sie entsprechend ihrer Qualifikationen eingesetzt werden. Es sollte vermieden werden, sie aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse in unterqualifizierte Arbeitsbereiche zu drängen. Es ist wichtig, in Infrastruktur, Bildung, Gesundheit und Betreuung zu investieren und diese Investitionen mit einem New Green Deal zu verbinden. In Europa ist es ein großes Thema, dass selbst Menschen in Beschäftigung von Armut betroffen sind. Vor allem Frauen und junge Menschen leiden unter prekären Arbeitsverhältnissen. Ein wichtiges Anliegen ist es, in den Sozialstaat zu investieren und Vermögen zu besteuern, vor allem angesichts der steigenden Gewinne von Online-Konzernen während der Pandemie. Es ist wichtig, Arbeit und ihre Bewertung infrage zu stellen und Interessensvertretungen stark zu halten. Ich bedanke mich abschließend für das Gespräch und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.

Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind geprägt von Anstand und Respekt. Vor Menschen, Werten und dem demokratischen Miteinander. Sie verbinden spannende Einblicke mit klugen Gedanken und vergnüglichen Momenten im Leben wunderbarer Persönlichkeiten.